Die Nachtfotografie ist ein spezieller Themenbereich. Man könnte auch sagen das die Fotos bei vermeintlich „schlechten“ Lichtverhältnissen, bspw. bei Dämmerung oder in der Nacht, aufgenommen werden. Um das wenige Licht zu nutzen werden Langzeitbelichtungen von ein paar Sekunden bis hin zu mehreren Minuten erforderlich.
Was ist Blende, Belichtungszeit und der ISO-Wert?
Blende
Mit der Blende bestimmen wir in erster Linie die größe der Öffnung zwischen Objektiv und Kamera und somit wie viel Licht durch diese auf den Sensor fällt. Egal welche Kamera du hast die maximal mögliche Blendenöffnung wird durch dein Objektiv bestimmt. Hochwertige Objektive (zumeist Festbrennweiten) haben einen maximale Blende von bis zu 1,2, (bei Systemkameras teilweise bis hin zu 0,95) “Normale” Zoomobjektive habe eine maximale Blende von 4-5,6. Da die Blendenöffnung, und wie gesagt damit der mögliche Lichteinfall, mit kleineren Blendenwerten steigt, ist es somit möglich, auch in dunkleren Situationen noch ohne Stativ zu fotografieren.
Durch den unterschiedlichen Einfall an Licht auf den Sensor bestimmt die Blende ebenfalls die Tiefenschärfe signifikant. Bei einer großen Blendenöffnung kannst du somit ein Objekt viel leichter vom Hintergrund freistellen. Um eine Landschaftsaufnahme möglichst scharf darzustellen benötigst du eine kleine Blendenöffnung, wobei hier zu beachten ist,
dass ab bestimmten Blendenwerten Beugungsunschärfen entstehen können (an Kameras mit Kleinbildsensor ungefähr ab Blende 16, bei Kameras mit kleinem Sensor schon eher).
Belichtungszeit
Mit der Belichtungszeit gibts du (bzw. die Kamera) vor, wie lange das Licht auf den Sensor fallen soll. Bei Nachtaufnahmen benötigst du daher sehr lange Belichtungszeiten da nur sehr wenig Licht zur Verfügung steht. An einem sonnigen Tag ist viel Licht vorhanden und somit kann die Zeit zur Belichtung des Bildes deutlich kürzer ausfallen.
Das Problem an der Belichtungszeit ist, dass es Situationen mit wenig Licht gibt, in denen du bewegte Objekte fotografieren möchtest (was somit eine kurze Belichtungszeit erfordert) aber aufgrund der langen Belichtungszeit diese Objekte verschwimmen und sehr unscharf werden. Oder eben genau entgegen der geschilderten Situation möchtest du bei viel Licht sich bewegende Personen verschwinden lassen, welches dann aufgrund der kurzen Belichtungszeit nicht möglich ist.
ISO
Der ISO-Wert ist vielen noch aus der analogen Fotografie bekannt. Als man früher in den Urlaub gefahren ist musste man sich immer überlegen welchen Film mit welchem ISO-Wert man kauft bzw. in den Koffer packt. Der ISO-Wert bestimmt bei den digitalen Kameras die Empfindlichkeit des Sensors auf das einfallende Licht. Somit wählt man bei viel Licht an sonnigen Tagen einen niedrigen ISO-Wert. In der Dämmerung oder bei Partyfotos hingegen setzt man den ISO-Wert herauf da weniger Licht zur Verfügung steht. Allerdings beginnt jede Kamera bei zu hohen ISO-Werte zu rauschen. Dadurch werden die Bilder unscharf, verpixelt und somit in den meisten Fällen unschön.
Wie stehen Blende, Belichtungszeit und ISO im Zusammenhang?
Blende & Belichtungszeit
Fangen wir erst mal mit der Blende und der Belichtungszeit an. Wie gesagt bestimmt du mit der Blende wie viel Licht durch dein Objektiv auf dem Sensor fällt. Mit der Belichtungszeit bestimmt du wie lange das Licht auf diesen einfallen soll. Du kannst also deine Kamera so einstellen das die eine große Blendenöffnung mit kurzer Verschlusszeit oder eine kleine Blendenöffnung mit langer Verschlusszeit haben möchtest. Theoretisch liefern beide Einstellung das gleiche Ergebnis.
Einstellungen für Nachtaufnahmen
Dateiformat
Als Dateiformat solltest du, falls mit deiner Kamera möglich, auf jeden Fall im RAW-Format fotografieren. Gerade in schwierigen Lichtsituationen kann es vorkommen, dass die Kamera den Weißabgleich falsch setzt. Da deine RAW-Dateien so etwas wie Negative aus der analogen Fotografie sind, kannst du den Weißabgleich und Kontrast beim „Entwickeln“ deiner Nachtaufnahmen bei Bedarf verlustfrei korrigieren.
Belichtungssteuerung
- Motivprogramm
Sofern deine Kamera über ein Motivprogramm für Nachtaufnahmen bietet ist das eine gute Einstellung wenn du mit der Nachtfotografie starten möchtest. Die meisten Kameras reduzieren in diesem Programm bereits das Rauschen und unnatürliche Farben in den Aufnahmen nächtlicher Landschaften, inklusive einer Straßenbeleuchtung und Neonlichter. Der Blitz wird deaktiviert. - Zeitautomatik
Bei der Zeitautomatik wählst du eine Blende aus und die Kamera ermittelt sich automatisch die Belichtungszeit. Mit dem Programm kannst du somit nicht nur tagsüber die Schärfentiefe kontrollieren sondern auch Nachts. Die Blende beeinflusst zudem ob Lichtquellen in deinem Bild sich bei entsprechenden Objektiven als Sterne darstellen. - Manueller Modus
Im manuellen Modus stellst du die Blende und die Belichtungszeit selber ein. Der manuelle Modus bietet dir somit die meisten Möglichkeiten zum Einstellen deiner Kamera. Es kommt durchaus vor das die Kamera die Belichtungszeit in der Zeitautomatik nicht nach deinen Wünschen ermittelt. Im manuellen Modus hast du die Möglichkeit auch hierauf Einfluss zu nehmen. Im manuellen Modus hast du zudem die Möglichkeit die Langzeitbelichtung im Bulb Modus durchzuführen. Hierbei bleibt der Verschluss deiner Kamera solange geöffnet, wie du den Auslöser gedrückt hältst.
Die Blende
Mit der Blende bestimmst du, wie viel Licht durch dein Objektiv auf den Sensor gelassen wird. In deiner Kamera wird der Wert mit einem kleinen “f” angezeigt. Kleine Blendenwerte z.B. f 2.8 sorgen für viel Lichteinfall auf den Sensor und reduzieren deine Belichtungszeit. Die Tiefenschärfe nimmt dabei teilweise deutlich ab. Größe Blendenwerte z.B. f 22 bedeuten eine geschlossene Blende, wodurch weniger Licht auf den Sensor fällt. Entsprechend verlängert sich die Belichtungszeit. Die Schärfentiefe nimmt zu.
Verschlusszeit
Die Verschlusszeit bestimmt die Dauer des Lichteinfalls auf den Sensor. Hier probiere ich im manuellen Modus einfach aus. Ich stelle mir den ISO – Wert auf 100 ein, dann wähle ich mir eine Blende mit der entsprechende Tiefenschärfe aus. Anschließend probiere ich so lange bis die Belichtungszeit passt. Das kann bei Aufnahmen in der Stadt ein paar Sekunden und bei Fotos von der Milchstraße auch mal bis zu einer halben Minute und länger dauern. Falls du dich besonders für die Aufnahmen vom Sternenhimmel interessierst findest du hier einen Artikel in englischer Sprache.
ISO – Empfindlichkeit
Der ISO – Wert bestimmt wie empfindlich der Kamerasensor auf das einfallende Licht reagiert. Du kannst somit die Belichtungszeit beeinflussen. Verwendest du einen hohen ISO – Wert wird deine Zeit für die Belichtung reduziert.
Wenn du aber mit höher Empfindlichkeit (höheren ISO – Werten) fotografierst kann es zu Bildrauschen kommen. Dabei haben einzelne Pixel einen anderen Farbwert als die umliegenden Pixel. Einige Kameras bieten die Möglichkeit eine Rauschunterdrückung zu aktivieren. Hierbei wir meist ein schwarzes Bild mit deiner Aufnahme verrechnet. Das kann dann noch mal genau solange dauern wie deine eigentliche Aufnahme. Du hast aber auch die Möglichkeit, das Bildrauschen in der Fotobearbeitung zu reduzieren. Am besten ist aber wenn du einen niedrigen ISO – Werte zwischen 100 und 400 für deine Aufnahmen verwendest um das Rauschen erst gar nicht auftreten zu lassen.
Übrigens: Bei einfachen Kameramodellen mit kleinen Sensoren tritt das Bildrauschen eher auf als bei Spiegelreflexmodellen mit großem Sensor.
Schärfe
- Fokus
Im Dunkeln hat die Kamera so ihre Schwierigkeiten mit dem Autofokus. Nutze den manuellen Fokus zum bestimmen der optimalen Schärfe. Auch der Live-View deiner DSLR kann dir helfen in der Dunkelheit besser scharf zu stellen. - Stativ
Nachtaufnahmen können in der Regel nicht aus der Hand geschossen werden, da aufgrund der Verschlusszeiten ein Verwackeln des Bildes vorprogrammiert ist. Ein Stativ ist daher für knackig scharfe Fotos mit mehreren Sekunden Belichtungszeit unabdingbar. Es bietet sich ein stabiles Dreibeinstativ an, welches auch bei leichten Windstößen nicht wackelt. - Fernauslöser
Wenn du bei einer Langzeitbelichtung den Auslöser deiner Kamera betätigst läufst du zwangsläufig Gefahr, dass dein Bild durch die kurze Erschütterung verwackelt. Stattdessen solltest du einen funk – oder kabelgebundenen Fernauslöser verwenden.
Tipp: Solltest du keinen Fernauslöser haben kannst du auch den Selbstauslöser deiner Kamera auf ein paar Sekunden einstellen. - Spiegelvorauslösung
Mit der Spiegelvorauslösung verhinderst du das der Spiegelschlag in deiner Aufnahme eine Bewegungsunschärfe erzeugt. Je nach Kamera und Einstellung fährt der Spiegel dann vor der eigentlichen Aufnahme des Bildes nach oben und warten 2 – 5 Sekunden, bevor die Aufnahme startet. - Bildstabilisator
Wenn du ein Stativ verwendest, sollte der Bildstabilisator abgestellt werden.
8 Tipps für perfekte Nachtaufnahmen
- 1. Fotografiere grundsätzlich mit einem Stativ
- 2. Stelle eine niedrige ISO – Zahl (100) ein, um Bildrauschen zu vermeiden
- 3. Nutzte das RAW-Format
- 4. Fotografiere im manuellen Belichtungsmodus
- 5. Wähle eine lange Verschlusszeit
- 6. Nutze eine Fernbedienung oder den Selbstauslöser
- 7. Bildstabilisator abstellen
- 8. Spielvorauslösung aktivieren